DIE IDEE

Green Care:
eine neue Perspektive

In Zusammenarbeit mit älteren Menschen mit Pflegebedarf, ihren Angehörigen, Forscher:innen der Universität Maastricht, ambulanten Pflegediensten und einem Architekturbüro entwickeln wir eine Alternative zu konventionellen Pflegeheimen: Das Konzept Pflegehof.

© Budimir Jevtic / stock.adobe.com

Wir brauchen neue Lösungen

Das Leben im Alter kann herausfordernd sein. Besonders dann, wenn man auf Hilfe angewiesen ist. Diese Herausforderungen zu meistern, kostet eine Menge Kraft; nicht nur für die Betroffenen und ihre Angehörigen, sondern zunehmend auch für die Betreuungs- und Pflegekräfte, sowie die öffentlichen Seniorenstützpunkte und sozialen Trägerorganisationen. Die meisten älteren Menschen möchten so lange wie möglich, in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Leider ist dies jedoch nicht immer bis zum Ende des Lebens möglich. Häufig steht dann der Umzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung an. Für viele fühlt sich dieser Schritt nicht richtig an.

Es lohnt der Blick
über den Tellerrand

Ein innovatives Wohn- und Pflegeangebot, das in den Niederlanden und anderen europäischen Nachbarländern bereits erfolgreich etabliert ist, bringt eine neue Perspektive. So genannte Green Care Farms (zu Deutsch: „Pflegehöfe“) stellen eine Alternative zu konventionellen Pflegeeinrichtungen dar. Menschen mit Pflegebedarf leben in überschaubaren Wohngemeinschaften. Natur und Tiere werden konsequent in den Alltag der Bewohner:innen integriert. Die vielen Vorteile dabei sind offenkundig. Tiere verurteilen nicht und stellen keine Fragen, Sie geben einem das Gefühl gebraucht zu werden und bieten Halt und Struktur.

Auf Pflegehöfen wird Pflege neu gedacht: Die Bewohner:innen werden hier nicht nur körperlich unterstützt. Das gemeinschaftliche Wohnen und Leben ermöglicht ihnen, Erfahrungen, Schutz und Hilfestellungen miteinander zu teilen. Ein gemeinsamer Haushalt, in dem sich Pflegekräfte und Bewohner:innen gegenseitig unterstützen, trägt zum Erhalt der wichtigen Alltagskompetenzen bei und die Bewohner:innen bleiben ein aktiver Teil der Gemeinschaft. Durch Außenanlagen mit Tieren, viele Grünflächen, Wegen, Orten zum Verweilen, zum Unterhalten und zur sportlichen Betätigung, können die Bewohner:innen auch weiterhin ihren Hobbies und Vorlieben nachgehen. Die Konsequenz ist ein Alltag voller Bewegung, der fit und gesund hält.

Impressionen aus den Niederlanden
Ein nebliger Morgen kurz nach dem Sonnenaufgang auf dem Pflegehof ‚ZorgErf‘ in Putten
Bewohner beim Streicheln einer Katze auf dem Pflegehof ‚Grootenhout‘ in Mariahout
Bewohner:innen beim Wässern des Schweinegeheges auf dem Pflegehof ‚ZorgErf‘ in Putten
Eine Ziege beim Sonnenbaden auf dem Pflegehof ‚Reigershoeve‘ in Stichting

Projektinformationen

Laufzeit:
01/24 – 06/26

Fördersumme:
418.860,72€

Projektleitung:
Jan Adams

Gemeinsam mit dem Land Niedersachsen haben wir uns auf den Weg gemacht, diese neue Perspektive nach Deutschland zu bringen. In einem, durch die Europäische Union kofinanzierten Projekt, entwickeln wir ein umfangreiches Modulhandbuch. In diesem werden alle notwendigen Inhalte zur erfolgreichen Realisierung eines Pflegehof-Projekts beschrieben sein. Das Modulhandbuch werden wir nach Fertigstellung allen Interessierten als Open Source Modell kostenlos zur Verfügung stellen. Damit möchten wir Initiator:innen neuer Green Care Projekte unterstützen und den Green Care Ansatz Schritt für Schritt in Deutschland etablieren.
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FÜR MACHER:INNEN

Gemeinsam
können wir mehr erreichen

Um Pflege in Deutschland zu verändern, braucht es Mutige, die vorangehen. Sie sind dabei nicht allein. Denn wir als Initiative Pflegehof haben es uns zur Aufgabe gemacht, sie auf ihrem Weg zu begleiten.

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Für
Gemeinden

Für viele Gemeinden ist es zunehmend herausfordernd, der steigenden Bedarfslage nach Wohn- und Pflegeangeboten gerecht zu werden. Während die Anzahl älterer Menschen mit Pflegebedarf stetig zunimmt, fehlen immer mehr geeignete Pflege- und Betreuungskräfte. Insbesondere im ländlichen Raum wird es immer schwieriger, den Bürger:innen ortsnahe Versorgungsangebote zu machen. Mit der Ansiedlung eines Green Care Projekts können Gemeinden ihre Senior:innen-Infrastruktur stärken und Fachkräften aussichtsreiche berufliche Perspektiven bieten.

Für
Initiator:innen

Ob für den Bedarf in der eigenen Familie oder einfach aus Prinzip: Die Motivation der Initiator:innen von Green Care Projekten sind so vielfältig wie ihre Ideen. Was sie eint, sind die Herausforderungen, vor denen sie stehen sowie ihre Bereitschaft neue Wege zu gehen. Dabei begleiten wir sie. Wir unterstützen sie dabei, ihre Ideen in ein tragfähiges Wohn-Pflege-Projekt zu verwandeln und ihre solidarische Pflegevision zum Leben zu erwecken.

Für
Landwirt:innen

Insbesondere für Landwirt:innen bietet der Green Care attraktive Möglichkeiten. Bereits seit circa 1990 wandeln sich deutschland- und europaweit immer mehr Bauernhöfe in so genannte „Pflegebauernhöfe“ um. Die Höfe nutzen dazu ihre historisch gewachsenen Strukturen und bieten zusätzlich Pflege- und Betreuungsangebote für Menschen mit Unterstützungsbedarfen an. Von Angeboten der Tagesbetreuung bis hin zur 24-Stunden-Versorgung ist vieles denkbar. Landwirt:innen erhalten so ein zusätzliches finanzielles Standbein und können ihren Höfen neues Leben einhauchen.
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FÜR PFLEGENDE

Ein Konzept,
das für alle da ist

Für Menschen, die in der Altenpflege tätig sind, oder tätig sein möchten, bieten Green Care Projekte eine unvergleichliche Möglichkeit, in der eigenen Arbeit auf eine neue Art Erfüllung zu finden. Die familienähnlichen Strukturen scheinen so Erfolg versprechend zu sein, dass einige Pflegehöfe aus den Niederlanden von Wartelisten für Mitarbeiter:innen berichten.

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Für Pflege- und
Betreuungskräfte

Auf Green Care Projekten sind Pflegekräfte nicht nur Erfüller:innen der körperlichen Bedürfnisse. Hier wird aus Pflege eine ganzheitliche Alltagsbegleitung, bei der die Pflege, wie man sie aus konventionellen Pflegeeinrichtungen gewöhnt ist, in den Hintergrund tritt. Dies setzt jedoch ein erweitertes Verständnis der eigenen Rolle sowie den Willen voraus, das Gegenüber wirklich kennenzulernen. Für all jene, die dazu bereit sind, bieten Green Care Projekte die perfekte Umgebung dafür.

Für ambulante
Pflegedienste

Die Betreiber:innen von ambulanten Pflegediensten sind diejenigen, die den Fachkräftemangel häufig am unmittelbarsten spüren. Sie müssen ständig auf der Suche nach neuen Ideen sein, um ihren Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen attraktive Angebote zu machen. Ambulant betreute Pflege-Wohngemeinschaften, die häufig als Grundlage für Green Care Projekte verwendet werden, sind die perfekte Gelegenheit, das eigene Portfolio zu erweitern. Bis zu zwölf Menschen können an einem Ort versorgen, ohne das unnötige Fahrtstrecken entstehen. Alternative Arbeitsmodelle sind möglich. Es gilt: Mehr Kontakt, weniger Fahrzeiten.

FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ

Das Thema Demenz
verdient unsere Aufmerksamkeit

Auf vielen bereits etablierten Green Care Projekten zeigt sich, dass Menschen mit Demenz ganz besonders von diesem Ansatz profitieren können. Der aktive Alltag mit viel Bewegung, Natur und Tieren sorgt für eine intensive Auslastung. Die vielen Eindrücke wirken bei den meisten Menschen mit Demenz enorm wohltuend.

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Der Bedarf
ist riesig

Immer mehr Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Demenz. So steigt die Anzahl der Menschen mit Demenz in Deutschland seit Jahren stetig an. Die deutsche Alzheimergesellschaft e.V. (2020) geht davon aus, dass sie von aktuell rund 1,6 Mio. bis zum Jahr 2050 auf bis zu 2,8 Mio. steigt. Ein Anstieg von 75 Prozent!

Besonders für Menschen mit Demenz ist die Unterbringung in konventionellen Pflegeeinrichtungen häufig nicht optimal. Durch knapp kalkulierte Personalschlüssel und mangelnde Aktivitätsmöglichkeiten kann ihren besonderen Bedürfnissen oftmals nicht ausreichend entsprochen werden. Viele Menschen mit Demenz fühlen sich in alternativen Konzepten, die auf der Basis von Wohngruppen basieren, wohler.

Das sagt die
Wissenschaft

Die Wissenschaft hat ihre Forschung im Green Care Bereich in den vergangenen Jahren europaweit stark ausgebaut. So konnte gezeigt werden, dass Menschen mit Demenz auf Green Care Projekten im Vergleich mit konventionellen Pflegeeinrichtungen eine signifikant höhere Lebensqualität aufweisen (1). Der regelmäßige Kontakt zur Natur kann die Gesundheit verbessern und das Denken fördern (2). Auch verringert er innere Unruhe (3), hat positive Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und kann bei Schlafproblemen helfen (4).

Die Interaktion mit Tieren im Pflegekontext hat ebenfalls fast immer positive Auswirkungen auf Menschen mit Demenz. So werden positive Emotionen und soziale Interaktionen häufiger und länger registriert (5), Einsamkeit wird reduziert (6) und die Lebensqualität insgesamt verbessert (7). Darüber hinaus wurde festgestellt, dass das Fortschreiten von Agitation und Depressionen verlangsamt (8) und die sozialen Kompetenzen über alle Schweregrade der Demenz hinweg verbessert werden können (9).

(1) de Boer, Hamers, Zwakhalen, Tan & Verbeek, 2017
(2) Bossen, 2010
(3) Whear, Coon, Bethel, Abbott, Stein & Garside, 2014
(4) Gagliardi & Piccinini, 2019
(5) Wesenberg, Mueller, Nestmann & Holthoff-Detto, 2019
(6) Banks & Banks, 2002
(7) Kårefjärd & Nordgren, 2019
(8) Majić, Gutzmann, Heinz, Lang & Rapp, 2013
(9) Yakimicki, Edwards, Richards & Beck, 2019

Mehr Quellen gefällig?
Auf unserer Homepage verlinken wir regelmäßig ausgewählte Studien im Bereich Green Care für Menschen mit Demenz. Hier finden Sie die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

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Über uns

Wir träumen davon, dass alle Menschen in Würde und selbstbestimmt älter werden können. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Green Care Ansatz in Deutschland zu verbreiten. Mit unserem interdisziplinären Team arbeiten wir unermüdlich daran, dass unsere Vision wahr wird.

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