DIE IDEE
Green Care:
eine neue Perspektive
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Das Leben im Alter kann herausfordernd sein. Besonders dann, wenn man auf Hilfe angewiesen ist. Diese Herausforderungen zu meistern, kostet eine Menge Kraft; nicht nur für die Betroffenen und ihre Angehörigen, sondern zunehmend auch für die Betreuungs- und Pflegekräfte, sowie die öffentlichen Seniorenstützpunkte und sozialen Trägerorganisationen. Die meisten älteren Menschen möchten so lange wie möglich, in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Leider ist dies jedoch nicht immer bis zum Ende des Lebens möglich. Häufig steht dann der Umzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung an. Für viele fühlt sich dieser Schritt nicht richtig an.
Es lohnt der Blick
über den Tellerrand
Ein innovatives Wohn- und Pflegeangebot, das in den Niederlanden und anderen europäischen Nachbarländern bereits erfolgreich etabliert ist, bringt eine neue Perspektive. So genannte Green Care Farms (zu Deutsch: „Pflegehöfe“) stellen eine Alternative zu konventionellen Pflegeeinrichtungen dar. Menschen mit Pflegebedarf leben in überschaubaren Wohngemeinschaften. Natur und Tiere werden konsequent in den Alltag der Bewohner:innen integriert. Die vielen Vorteile dabei sind offenkundig. Tiere verurteilen nicht und stellen keine Fragen, Sie geben einem das Gefühl gebraucht zu werden und bieten Halt und Struktur.
Auf Pflegehöfen wird Pflege neu gedacht: Die Bewohner:innen werden hier nicht nur körperlich unterstützt. Das gemeinschaftliche Wohnen und Leben ermöglicht ihnen, Erfahrungen, Schutz und Hilfestellungen miteinander zu teilen. Ein gemeinsamer Haushalt, in dem sich Pflegekräfte und Bewohner:innen gegenseitig unterstützen, trägt zum Erhalt der wichtigen Alltagskompetenzen bei und die Bewohner:innen bleiben ein aktiver Teil der Gemeinschaft. Durch Außenanlagen mit Tieren, viele Grünflächen, Wegen, Orten zum Verweilen, zum Unterhalten und zur sportlichen Betätigung, können die Bewohner:innen auch weiterhin ihren Hobbies und Vorlieben nachgehen. Die Konsequenz ist ein Alltag voller Bewegung, der fit und gesund hält.
Projektinformationen
Laufzeit:
01/24 – 06/26
Fördersumme:
418.860,72€
Projektleitung:
Jan Adams
FÜR MACHER:INNEN
Gemeinsam
können wir mehr erreichen
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Für
Gemeinden
Für
Initiator:innen
Für
Landwirt:innen
FÜR PFLEGENDE
Ein Konzept,
das für alle da ist
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Für Pflege- und
Betreuungskräfte
Für ambulante
Pflegedienste
FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ
Das Thema Demenz
verdient unsere Aufmerksamkeit
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Der Bedarf
ist riesig
Immer mehr Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Demenz. So steigt die Anzahl der Menschen mit Demenz in Deutschland seit Jahren stetig an. Die deutsche Alzheimergesellschaft e.V. (2020) geht davon aus, dass sie von aktuell rund 1,6 Mio. bis zum Jahr 2050 auf bis zu 2,8 Mio. steigt. Ein Anstieg von 75 Prozent!
Besonders für Menschen mit Demenz ist die Unterbringung in konventionellen Pflegeeinrichtungen häufig nicht optimal. Durch knapp kalkulierte Personalschlüssel und mangelnde Aktivitätsmöglichkeiten kann ihren besonderen Bedürfnissen oftmals nicht ausreichend entsprochen werden. Viele Menschen mit Demenz fühlen sich in alternativen Konzepten, die auf der Basis von Wohngruppen basieren, wohler.
Das sagt die
Wissenschaft
Die Wissenschaft hat ihre Forschung im Green Care Bereich in den vergangenen Jahren europaweit stark ausgebaut. So konnte gezeigt werden, dass Menschen mit Demenz auf Green Care Projekten im Vergleich mit konventionellen Pflegeeinrichtungen eine signifikant höhere Lebensqualität aufweisen (1). Der regelmäßige Kontakt zur Natur kann die Gesundheit verbessern und das Denken fördern (2). Auch verringert er innere Unruhe (3), hat positive Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und kann bei Schlafproblemen helfen (4).
Die Interaktion mit Tieren im Pflegekontext hat ebenfalls fast immer positive Auswirkungen auf Menschen mit Demenz. So werden positive Emotionen und soziale Interaktionen häufiger und länger registriert (5), Einsamkeit wird reduziert (6) und die Lebensqualität insgesamt verbessert (7). Darüber hinaus wurde festgestellt, dass das Fortschreiten von Agitation und Depressionen verlangsamt (8) und die sozialen Kompetenzen über alle Schweregrade der Demenz hinweg verbessert werden können (9).
(1) de Boer, Hamers, Zwakhalen, Tan & Verbeek, 2017
(2) Bossen, 2010
(3) Whear, Coon, Bethel, Abbott, Stein & Garside, 2014
(4) Gagliardi & Piccinini, 2019
(5) Wesenberg, Mueller, Nestmann & Holthoff-Detto, 2019
(6) Banks & Banks, 2002
(7) Kårefjärd & Nordgren, 2019
(8) Majić, Gutzmann, Heinz, Lang & Rapp, 2013
(9) Yakimicki, Edwards, Richards & Beck, 2019